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von Julia Nonne

Die nackte Wahrheit über aussterbende Berufe

Die nackte Wahrheit über aussterbende Berufe

„Ich grüße euch, ihr Nützlichen und Nutzlosen! Es ist mal wieder Zeit für DIE NACKTE WAHRHEIT! Unser Thema heute ›Aussterbende Berufe‹. Bei mir im Studio habe ich den Vorsitzenden der Fahrlehrer-Vereinigung, Werner Fahrlehrer.«

Die nackte Wahrheit über aussterbende Berufe

von Julia Nonne

„Hey, Fans!“, ruft Julia Nonne.„Ich grüße euch, ihr Nützlichen und Nutzlosen! Es ist mal wieder Zeit für DIE NACKTE WAHRHEIT! Unser Thema heute ›Aussterbende Berufe‹. Bei mir im Studio habe ich den Vorsitzenden der Fahrlehrer-Vereinigung, Werner Fahrlehrer.«

»Eigentlich bin ich hier ganz falsch, Julia. Nur weil die allermeisten Autos jetzt selber fahren, heißt das noch lange nicht, dass man keine Fahrlehrer mehr braucht.«

»Ich muss gestehen, das überrascht mich.«

»Viele Leute wissen nicht, dass wir auch für Leute, die selbstfahrende Autos benutzen, Fahrunterricht anbieten.«

»Und was lernt man in diesen Kursen?« * »Nun, äh, wie öffne ich die Tür? Wie herum setze ich mich auf den Sitz? Wie rede ich mit dem Auto, wenn ich mein Ziel angebe?«*

»Wie sollte ich denn mit meinem Auto reden?«

»Nicht nuscheln. Laut und deutlich.«

»Ist das nicht alles selbstverständlich?«

»Sie werden es nicht glauben, aber gut ein Drittel fällt beim ersten Mal durch die Prüfung.«

»Sie machen Prüfungen für Leute, die selbstfahrende Autos benutzen? Was testen Sie denn da?«

»Nun, Frauen müssen zum Beispiel beweisen, dass sie nicht aggressiv werden, selbst wenn der Prüfer sie die ganze Stunde lang mit sexistischen Witzen testet.«

»Ach so. Das wäre nichts für mich. Damit kann ich gar nicht gut umgehen.«

»Ich aber sage Ihnen, diese Prüfungen könnten sehr viele Leben und Arbeitsplätze retten. Es ist höchste Zeit, dass der Gesetzgeber auch für Nutzer von selbstfahrenden Autos endlich einen Führerschein vorschreibt. Und um dafür Druck aufzubauen, ist die Fahrlehrer-Vereinigung auch gerne bereit zu streiken!«

»Wow. Das ist natürlich eine Ansage. Ab wann wollen Sie denn streiken?«

»Wir streiken schon seit dreißig Jahren!«

»Oh, verstehe.«

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Sonnenschein, angenehme Temperaturen und hin und wieder eine sanfte Brise – es herrscht wie immer das beste Wetter in Qualityland.

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COMEBACK

COMEBACK – Wir zeigen dir den Weg nach Hause.

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Sind die Mitglieder deiner Gilde deine besten Freunde? Sind sie vielleicht sogar deine einzigen Freunde? Bist du öfter in Dragondoels Dungeon als in der Schule? Kannst du alleine eine Horde Zombies besiegen, aber deinen Arbeitskollegen nicht in die Augen blicken?

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Sind die Mitglieder deiner Gilde deine besten Freunde? Sind sie vielleicht sogar deine einzigen Freunde? Bist du öfter in Dragondoels Dungeon als in der Schule? Kannst du alleine eine Horde Zombies besiegen, aber deinen Arbeitskollegen nicht in die Augen blicken? Kennst du jedes Portal in Real Magic, aber keine zwei Straßen deines Stadtviertels? Sind deine größten Talente und Fähigkeiten in der echten Welt völlig unbrauchbar?

Vielleicht leidest auch du an VRAS (Virtual-Reality-Addiction-Syndrome)! VRAS ist kein Spaß! Schäm dich nicht! Viele VR-Welten sind gezielt darauf ausgelegt, süchtig zu machen und dich zu einem möglichst langen Aufenthalt zu animieren. VRAS ist eine anerkannte Krankheit. Wir von COMEBACK können dir helfen VRAS zu besiegen!

»Jeder von uns ist schon in virtuelle Welten gereist. Aber einige finden leider nicht mehr alleine zurück. Deshalb unterstütze ich COMEBACK«

Alan Gründer, Chef von myRobot und Schirmherr von COMEBACK.

Hast auch du Kinder, Freunde, Geschwister, Eltern, Großeltern, Urgroßeltern, die an VRAS leiden, dann melde dich noch heute bei COMEBACK.

Qualitätsjournalismus

Hier könnte Ihr Zitat stehen

„Kling erzählt formal bestechend und einfallsreich. Der aufregendste politische Roman, den ich seit langem gelesen habe.“

ARD Druckfrisch, Denis Scheck

„Eine Gesellschaftssatire zum Totlachen, für alle, die noch nicht tot sind.“

Die Zeit, Elisabeth von Thadden

„Eine federleichte Komödie mit bösem Witz und originellen Bildern.“

FAZ, Sandra Kegel

Reiseführer

Das Maschinenquartier

Das Maschinenquartier – Hält sich an diesem Ort John of Us versteckt?

Das Maschinenquartier – Hält sich an diesem Ort John of Us versteckt?

Das Maschinenquartier

Hält sich an diesem Ort John of Us versteckt?

Ganz am Rand von QualityCity liegt ein merkwürdiges Viertel, das viele Namen trägt: Maschinenquartier, Android City, ToasterTown. Manche Leute, die entweder herzlich wenig über Geschichte wissen oder kein Feingefühl besitzen, nennen es auch Roboter-Ghetto. Das Maschinenquartier ist ein Industriegebiet, in dem alle Fabriken vollautomatisch sind. Hier verirrt sich kaum noch ein Mensch hin. Ab und zu kommen Kontrolleure, hie und da mal ein Techniker, wenn Probleme gemeldet werden. Dafür gibt es dort wilde Tiere. Fledermäuse, Füchse, Waschbären und Ratten. Eine Unmenge Ratten. Manch einer der Kontrolleure behauptet sogar, schon mal einen Wolf gesehen zu haben, obwohl wilde Wölfe seit Jahren als ausgestorben gelten.

Es gibt viele Legenden, die sich um das Maschinenquartier ranken. So behaupten manche, dass sich die Maschinen dort einen Bürgermeister gewählt haben. Des Nachts sollen sich hier von Androiden gegründete Geheimbünde treffen. Und natürlich ist es angeblich der Ort, an dem sich John of Us versteckt. Die Leute, die das glauben, haben offensichtlich ein nur sehr rudimentäres Verständnis vom Internet. Allerdings war Toaster Town tatsächlich einer der letzten Orte, die John vor seinem überstürzten Abgang aufgesucht hat.

Eine der bezeichnendsten Geschichten aber ist diese hier: Als Merchandiseprodukt für seine Realverfilmung von Frozen 2 ließ Disney im Maschinenquartier Schminksets für Dreijährige produzieren. 100.000 Stück wollte der Produktmanager bestellen. Es war ihm aber nicht klar, dass man in der Bestellmaske nur Sets zu je 1000 Stück bestellen konnte. Statt 100.000 Schminksets bestellte er also 100 Millionen. Die Schminksets wurden produziert und vollautomatisch an Disney-Stores in der ganzen Welt ausgeliefert. Der Fehler fiel erst auf, als mehrere Stores ans Hauptquartier schrieben und darum baten, dass man ihnen bitte keine Schminksets mehr schicken solle, da ihr Lager zu bersten drohe. Disney machte einen Deal mit Faster Foods, die die Schminksets als Geschenk in ihre Kindergarten-Lunchboxen packten. Übrigens ist es erst seit dieser Zeit weltweit üblich, dass sich auch Dreijährige schon schminken.

Todo präsentiert

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Neues aus
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Marc-Uwe Kling im Studio

Das neueste Buch über das beste Land

Veröffentlichung

12. Oktober

MeVision präsentiert

Doppel-D

Doppel-D: der MV-Kanal von Dan und Dan

MeVision

Doppel-D: der MV-Kanal von Dan und Dan

»Yo! Ich bin Dan, er ist Dan.« »Dan und Dan.« »Jawollo.« »Was geht?« »Bin mega müde. Hab mir gestern auf TODO die komplette erste Staffel Lowlifes reingeholfen.« »Whaaaat?!? Das ist so ne Dokuserie, oder? Ist geil?«

Doppel-D: der MV-Kanal von Dan und Dan

Lowlifes

»Yo! Ich bin Dan, er ist Dan

»Dan und Dan

»Jawollo.«

»Was geht?«

»Bin mega müde. Hab mir gestern auf TODO die komplette erste Staffel Lowlifes reingeholfen.«

»Whaaaat?!? Das ist so ne Dokuserie, oder? Ist geil?«

»Äh, weiß nicht, ›geil‹ ist vielleicht das falsche Wort. Es geht ja um Lo-Levs.«

»Also Leute, die sich mit Absicht das Level ruinieren.«

»Jo. Dan und ich zum Beispiel, wir haben ja ziemlich geile Levels, also vor allem so für Klone aus Quan 4, weil wir halt Stars sind.«

»Living the dream!«

»Na ja, aber diese Freaks, die wollen ein möglichst niedriges Level haben.«

»Haben das Wort Subkultur zu wörtlich genommen.«

»Voll dumm.«

»Na ja, die sind jetzt nicht alle dumm, oder so.«

»Aber hässlich.«

»Ja, Mann. Lo-Levs sind voll hässlich. Weil die haben so Narben und Verbrennungen im Gesicht und das machen die voll mit Absicht, also die tun sich das selber an, damit sie halt bei Schönheit Punkte verlieren.«

»Voll krass!«

»Und dann haben die auch immer so total hässliche Klamotten. Also so 80er in XS. Also, ich meine, in Extrascheiße.«

»Voll dumm.«

»Na ja, wenn man Lo-Levs so auf der Straße sieht, dann denkt man natürlich so, bäh, pfui, voll eklig, voll assi, aber das krasse ist, wenn man die Serie guckt … ein bisschen kann man die auch verstehen. Die sagen halt, das System ist eine Falle, verstehste? Sobald du einen Fehler machst, bist du dein ganzes Leben gefickt, weil das System vergisst ja nichts. Deswegen sagen die halt, scheiß drauf. Scheiß auf alles. Wir versuch’s erst gar nicht. Fick die Selbstoptimierungsscheiße. Die pöbeln und randalieren wie sie Bock haben. Freundlich sind die höchstens, wenn’s keiner mitkriegt.«

»Und das findst du geil? Wirst du jetzt auch einer von denen, oder was?«

»Spinnst du, die sind voll hässlich. Ich könnte niemals ein Lo-Lev sein. Ich hab halt schon Level 1000, weil ich so geil ausseh.«

Das neueste Hörbuch über das beste Land

Veröffentlichung

12. Oktober

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News

von News4U

Wegweisende Einigung bei Klimakonferenz

Wegweisende Einigung
bei Klimakonferenz

Die Staats- und Regierungschefs haben sich bei der Weltklimakonferenz in Xi-Jinping-City darauf geeinigt, dass die meisten von ihnen sich weiterhin auf das Ziel geeinigt haben, die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu beschränken.

Wegweisende Einigung bei Klimakonferenz

von News4U

Die Staats- und Regierungschefs haben sich bei der Weltklimakonferenz in Xi-Jinping-City darauf geeinigt, dass die meisten von ihnen sich weiterhin auf das Ziel geeinigt haben, die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu beschränken. Wie immer soll die dafür nötige Reduktion des CO2-Ausstoßes in zwanzig bis dreißig Jahren umgesetzt werden.

Der Präsident QualityLands, Tony Parteichef, lobte das Ergebnis als historischen Schritt in die richtige Richtung. Er versprach, sowohl verstärkte Anstrengungen für den Klimaschutz als auch die Interessen der Brennstoffindustrie nicht aus den Augen zu verlieren.

Vom WTYS-Institut für Klimaforschung wurde die Einigung hingegen scharf kritisiert. Vor allem die Verschiebung des Referenzrahmens wurde als mieser Trick bezeichnet. Anstatt wie früher die Erderwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Level zu messen, sei der Referenzpunkt jetzt auf vorletzte Woche gesetzt worden. Außerdem hätten sich sowohl der Block der faschistischen Staaten als auch mehrere von fundamentalistischen Neolibs geführte Länder auf keinerlei Regulierung eingelassen.

Viel Beachtung fand der Vorschlag des Unternehmers Elon Jr. Vorstand, das CO2 aus der Atmosphäre zu saugen und mit Raketen zum Mars zu schicken, wo das Treibhausgas für ein wenig planetare Erwärmung dringend gebraucht werde. Für Lacher sorgte der flapsige Satz: »Mein Großvater friert!«. Kritiker monierten allerdings im Nachhinein, dass die Raketen mehr CO2 ausstoßen würden, als sie wegschaffen könnten. Auch sei völlig unklar, wie genau das CO2 aus der Atmosphäre gesaugt werden könne. Trotzdem bekam die Initiative viel Applaus.

Milton Lobbyist, großer Experte aus dem Rat der Wirtschaftsweisen von QuantityLand 4, gab in einem abschließenden Statement seinem festen Glauben Ausdruck, dass der freie Markt schon alles regeln würde, wenn man ihn nur in Ruhe lasse.

2 Kommentare

Melissa Sexarbeiterin

Lasst euch nicht von den Sistemmedien belügen! Es gab schon immer schöne und hässliche Tage! Im übrigen ist die Erde ein Würfel! Und schuld an allem haben die ganzen krimniellen Auslender.

Willie Kolonist

Ich arbeite im Musk-Mausoleum. Es ist wirklich scheiße kalt hier.

Sie werden es erst nicht glauben aber…

Frau trennt sich von Partner, nachdem sie diese Fotos gesehen hat

Leseprobe

Sandra Admin hat ein Status-Update bekommen. Peter Arbeitsloser, ihr Ex, ist gerade drei Level aufgestiegen. Erstaunlich. Sie liegt auf der Bettcouch und wischt durch ihre Fotos. Ein sicheres Zeichen dafür, dass etwas mit ihr nicht in Ordnung ist. Sie ist nie eine gewesen, die an der Vergangenheit hängt … Was ist das nur für eine komische Anwandlung? Ihr von QualityPartner ausgewählter perfekter neuer Freund Richard Testperson steht in der Küche und bereitet das Abendessen zu. Als ob das in Zeiten von FooDrones noch nötig wäre. Sandra will eigentlich am liebsten eine Lieferpizza. Aber Richard gehört zu einer merkwürdigen Sekte, den sogenannten Thermomixern. Die Mitglieder dieser eingetragenen Religionsgemeinschaft haben geschworen, nur noch Essen zu sich zu nehmen, welches im Objekt ihrer fanatischen Verehrung, dem Thermomix, zubereitet wurde. Außerdem sehen sie es als ihre Lebensaufgabe an, durch Missionierungspartys alle anderen Menschen von den Vorzügen ihres Kultobjekts zu überzeugen. Dass Richard sich überhaupt den Luxus einer Küche leistet, ist bei den Mieten, die in QualityCity verlangt werden, geradezu absurd. Sandra selbst wohnt, wie die meisten Leute in ihrem Alter, in einem klassischen 10-Quadratmeter-Apartment. Dort gibt es alles, was sie braucht. Eine Bettcouch, ein Duschklo und einen Kühlherd. Es gibt halt keinen Schnickschnack wie eine Küche. Oder Fenster. Dafür ist es bezahlbar. Kaum mehr als die Hälfte ihres Gehalts muss Sandra für die Miete hinlegen. Keine Fenster zu haben, hat der Makler gesagt, ist im Grunde ein Vorteil, denn wegen der ständigen Hitze kann man Fenster sowieso nur selten öffnen. Dieser verdammte Klimawandel, denkt Sandra. Urplötzlich aus dem Nichts war er gekommen. Wenn doch bloß jemand davor gewarnt hätte, dann hätten die Menschen sicherlich rechtzeitig darauf reagiert.⁠

Schnucki, Sandras Stimme, hat ein Fotoalbum für sie zusammengestellt, denn heute ist Valentinstag. Wer auch immer dieser Valentin gewesen sein soll. Wahrscheinlich ein findiger Blumenverkäufer. Das Album enthält die besten Bilder, die Schnucki mit Liebe getagged hat.⁠

Sandra blickt längere Zeit auf ein schönes Foto. Darauf sieht sie sich selbst mit Richard am Strand von QualityIsland. Gut sieht er aus ohne T-Shirt. Erstaunlich gut. Überraschend gut. Die Sonne strahlt ihnen ins Gesicht. Aber war es nicht bewölkt an diesem Tag? Wisch. Sie sieht sich im Museum für moderne Kunst. Richard hält sie im Arm vor den ausgestellten Katzen-Memes. Auf dem Bild hinter ihnen sieht man eine Katze, die den Betrachter mit hypnotischem Blick anstarrt. Darunter steht nur ein Wort: »Gehorche!« Superniedlich. Wisch. Richard und Sandra küssen sich vor dem Theater, in dem sie gerade »Hitler – Das Musical« gesehen haben. Wisch. Richard und Sandra vor dem … Sandra zögert. Sie wischt zurück. Sie versucht sich an den Tag zu erinnern, an dem sie mit Richard das Hitler-Musical gesehen hat. Es fällt ihr erstaunlich schwer. Sie weiß noch, dass sie das Musical besucht hat. Nur war das nicht mit Richard gewesen, sondern mit Peter. Die Frage ist also: Wie zum Teufel kommt Richard in das Foto?

»Richard?«

»Ja, Schatz?«, ruft Richard aus der Küche, in der es sehr laut dröhnt. »Der Thermomix hat gleich zu Ende gezaubert. Er ist wirklich ein total praktisches und hilfreiches Küchengerät! Ich kann dir gerne mal zeigen, wie er funktioniert. Vielleicht hast du danach sogar Lust, dir selbst einen zu kaufen.«

»Richard, komm doch mal!«

»Gleich, Schatz. Gleich fertig. Natürlich nur dank des Thermomix. Ohne den Thermomix hätte die Zubereitung dieses Gerichts viel länger gedauert, und ich hätte viele verschiedene Geräte benötigt.«

Sandra setzt sich auf und blickt wieder auf ihr QualityPad. Wisch, wisch, wisch. Richard und Sandra bei ihrem ersten Picknick im Zuckerberg-Park. Eine glückliche Erinnerung. Nur war das natürlich auch nicht Richard gewesen, sondern Peter. Oder vielleicht der Typ vor Peter. Wie hieß er noch mal? Alexej. Wisch, wisch, wisch, wisch, wisch, wisch. Ein Foto von Sandra mit vierzehn Jahren. Sie tanzt auf einer Schulparty mit Mian. Ein paar Minuten danach verschwand sie mit ihm in der Mädchentoilette und hatte ihr erstes Mal. Nur ist auf dem Foto nicht Mian zu sehen, sondern ein 16-jähriger Richard. So langsam wird es absurd. Wisch, wisch, wisch, wisch, wisch, wisch, wisch, wisch, wisch, wisch, wisch, wisch. Eine vierjährige Sandra. Und wer ist der zwei Jahre ältere Junge, mit dem sie da spielt? Sieht der nicht auch irgendwie aus wie …

Richard kommt mit einem großen Tablett herein.

»Voilà!«, ruft er. »Gulasch à la Mélangeur thermique.« Richard hat ein Faible für das Französische. Vor allem in Situationen, in denen es keinen Sinn ergibt, Französisch zu verwenden. Beim Präsentieren eines Gulaschs zum Beispiel.

»Hast du meine Fotos verändert?«, fragt Sandra, ohne das Gulasch eines Blickes zu würdigen.

»Ich? Nein, wieso?«

»Du bist in all meinen Fotos! Auch in denen, wo du nicht sein solltest.«

»Ach so … Das meinst du. Ja, das habe ich geändert. Findest du das nicht auch voll romantisch?«

»Also ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie ich das finden soll«, sagt Sandra. »Du hast all meine Fotos geändert?«

»Nein, natürlich nicht. Nur die, in denen einer deiner Ex-Freunde zu sehen war.«

»Und da hast du sie einfach durch dich ersetzt? Du hast nicht mal vor den Dick-Pics haltgemacht, die Alexej mir immer geschickt hat. Ich weiß noch genau, dass er gepierct war, und stattdessen ist auf den Bildern jetzt dein krummes Ding zu sehen.«

»Ach, tatsächlich?«, fragt Richard. »Ich hatte mich schon gefragt, was diese X-Option ist und ob es wirklich schlau war, sie anzuklicken.«

»Wo anklicken? Von was redest du denn?«

Richard, der merkt, dass es hier um mehr als um Fotos geht, wechselt in die Defensive. »Also ich habe das natürlich nicht selbst gemacht. Das ist so ein neuer Service von QualityPartner. Verinnerungen heißt das, oder so. Die haben mir das vorgeschlagen.«

Richard tippt auf seinem Smarm und sendet durch eine Wischgeste die Produktbeschreibung auf Sandras QualityPad.

»Hier, schau«, sagt er.

Sandra liest: Wechseln Sie Ihren Partner, aber behalten Sie Ihre schönen Erinnerungen! Viele in unserer Community haben merkwürdige, irgendwie unangenehme Gefühle, wenn sie Fotos von vergangenen Partnern betrachten, aber gleichzeitig wollen sie natürlich die Zeugnisse ihrer schönsten Erlebnisse nicht löschen. Hier kommt unser neuer ServiceVERINNERUNGEN ins Spiel. VERINNERUNGEN – verändern Sie Ihre Erinnerungen. Replace your Ex with your nEXt.

»Man kann das vielleicht auch irgendwie rückgängig machen, wenn es dir nicht gefällt«, sagt Richard.

»Weißt du was? Du hast mich auf eine schöne Idee gebracht. Ich glaube, ich sollte mich mal wieder mit Peter treffen. Hab schon fast vergessen, wie er aussieht …« Sandras Augen funkeln. »Vielleicht melde ich mich auch bei Alexej. Nur mal sehen, ob sein geiles Teil noch gepierct ist. Und wo ich schon dabei bin rufe ich am besten sogar Mian an, frage ihn, ob er sich noch an die Mädchentoilette erinnert.«

»Wollen wir uns nicht einfach an den Tisch setzen und das leckere Gulasch aus dem Thermomix essen?«, fragt Richard.

Er setzt sich, faltet seine Hände und schließt die Augen.

»Alle guten Gaben, alles, was wir haben, kommt, oh Thermomix, von dir. Dank sei dir dafür.«

»Ich hab Lust auf Pizza«, sagt Sandra, steht auf, verlässt die Wohnung und wirft die Tür hinter sich zu. Kurze Zeit später macht Richards Smarm ihn darauf aufmerksam, dass seine Partnerin auf Everybody ihren Beziehungsstatus geändert hat. Statt »Feste Beziehung« steht dort jetzt »Es ist kompliziert«.